Zum Inhalt springen

Japan, Tokio, Yanaka Cemetery

Famiiengrab auf dem Yanaka Cemetery in Tokio

In Tokio gibt es sehr viele kleine Friedhöfe im Stadtgebiet, die oft zu (buddhistischen) Tempeln gehören. Der Yanaka-Friedhof im gleichnamigen Stadtteil wurde 1872 dem Tenno-ji Tempel entzogen und zu einem öffentlichen Friedhof gemacht, um die einheimische Shinto-Religion zu stärken. Im März 2024 war es sehr kalt und die Kirschblüten noch nicht zu sehen.

Der Friedhof ist sehr weitläufig.Die Bilder stammen nur aus dem Abschnitt oben rechts.

7000 Gräber sollen sich auf dem etwa 100.000 Quadratmeter großen Friedhof befinden, dazu kommen noch ein paar Tempel. Da die meisten Japaner Familiengräber besitzen und die Einäscherung vorgeschrieben ist, können einzelne Grabstätten viele Urnen enthalten. Der Friedhof hat mehrere Ein- und Ausgänge und ist jederzeit zugänglich, aber der Aufenthalt in der Nacht ist nicht erlaubt.

Dort wo Tenno-ji Park steht, grenzte direkt ein Spielplatz an den Friedhof.

„Japan war das erste Land (in Ostasien, Einf. der Übersetzerin), das die Kremation in seinen Städten wieder einführte und förderte, indem es hochmoderne Krematorien baute und Bestattungsinstitute nach westlichem Vorbild gründete. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts übertraf Osaka mit einer Einäscherungsrate von 90 Prozent bereits alle anderen japanischen Städte, unter anderem Tokio mit 60 Prozent. (…) Erst in der Nachkriegszeit begann sich die Feuerbestattung auch in den ländlichen Gebieten zu etablieren. Heute wird diese Praxis von der gesamten Bevölkerung mit ganz wenigen Ausnahmen akzeptiert und Japan ist mit einer Einäscherungsrate von fast 100 Prozent weltweit führend.“

Zitat aus: „Invisible population: the place of the dead in East Asian megacities“,
Herausgeberin: Natacha Aveline-Dubach, 2012, Conclusion S. 206.

Einer der Eingänge

Besonders interessant waren für mich die sotōba-Holzgedenktafeln an vielen Grabstätten. Darauf geschrieben stehen buddhistische Sutren in Kanji und Sanskrit und der posthume Name der Verstorbenen, mit dem dieser posthum in den Status eines buddhistischen Mönchs bzw. einer Nonne versetzt wird. Der Begriff sotōba stammt vom Sanskrit Wort stūpa, also repräsentieren sie Pagoden. Da am Tag meines Besuchs ein starker Wind ging, klapperten sie laut… Ich stelle mir vor, dass das des Nachts ziemlich unheimlich wäre.

Die Grabstätten bestehen aus Stein, es gibt keine Grabbepflanzung. An bestimmten Tagen im Jahr besuchen Angehörige die Gräber und waschen und putzen sie. Es kann Weihrauch abgebrannt werden, manchmal gibt es auch Nahrungsmittel oder Getränke als Opfergaben, aber vor allem Sträuße mit frischen Blumen in fünf Farben, die speziell für diesen Anlass zusammengestellt werden. Der 20. März, der Tag der Tagundnachtgleiche, war in Japan ein Feiertag und die Friedhöfe gut besucht.

Eimer für die rituellen Grabwaschungen

Auf dem Yanaka-Friedhof liegen auch viele bekannte JapanerInnen, eine Liste findet sich bei Wikipedia. Auf zwei großen, nicht-zugänglichen Flächen – sie sind auf dem Plan eingezeichnet – befinden sich die die Gräber der Tokugawa-Familie, die das Tokugawa-Shogunat (1603–1868) begründete.

Friedhofsregeln – wenig überraschend

Nach meinen Erfahrungen in China hat es mich wirklich überrascht, wie präsent der Tod in der Metropole Tokio ist. Nach einer Woche verlor ich beinah das Interesse, noch wieder einen Friedhof zu betreten. Am vorletzten Tag hatte ich dann aber Gelegenheit, dass Ruriden-Kolumbarium zu besuchen, das ungefähr 2006 zu einem der schönsten Kolumbarien der Wetl gewählt wurde, und dank einer des Japanischen kundigen Begleitung auch ein weiteres hochmodernes Kolumbarium in einem Tempel der „Schule des Reinen Landes“, in dem die Urnenbehälter nach dem Einesen einer entsprechenden Karte per Fließband zu den Angehörigen kommen. Letzteres wirkte sehr modern, ist aber deshalb nicht „die Zukunft“, wie der Mönch sagte, da die meisten Japaner ein Familiengrab haben, das ihnen zur Verfügung steht.

Erdgott-Schrein 土地公庙
Nicht nur gräber – ein Erdgott-Schrein 土地公庙

Unter diesem Link der Universität Wien befindet sich eine ausführliche Beschreibung der Totenriten in Japan: Totenriten und Bestattung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert