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Fortsetzung Tiere: Von Meerschweinchen und Pferden

In meinem letzten Blogbeitrag zu Lübeck und den im Garten bestatteten Haustieren meiner Freundin und ihrer Töchter wollte ich eigentlich noch ein Meerschweinchen in Peking erwähnen. Stefanie Schmitt, die seit einigen Jahren das German Trade and Invest Bureau in Peking leitet, hatte mir erzählt, dass ihre chinesische Haushälterin in Peking Blacky, das tote Meerschweinchen ihrer 11-jährigen Tochter, einfach im Hausmüll entsorgen wollte. Dabei blieb es aber nicht, denn die Tochter empfand das wohl nicht als angemessenen Abschied und es gab ja auch Alternativen. Stefanie Schmitt hatte im Rahmen ihrer Arbeit gerade selber über den Markt für Haustiere in der VR China geschrieben und kannte sich aus:

Auch der Tod des geliebten Tiers wird zum Geschäft. Für trauernde Herrchen und Frauchen gibt es in Chinas Großstädten würdevolle Bestattungen mit Musik und einer Zeremonie. Die Urne mit den sterblichen Überresten kann man mit nach Hause nehmen. Landesweit soll es laut chinesischen Medien schätzungsweise 100 Tierkrematorien geben. Doch auch diese Zahl gilt als viel zu klein. Sie könnte durchaus das Zehnfache betragen; allein in Beijing gibt es mindestens drei.

Dr. Stefanie Schmitt: „Auf Kuschelkurs“, in GTAI Markets International 4/2020

Freundlicherweise schickte sie mir ein paar Fotos. Die Reste des Meerschweinchens ruhen also weder in einem Garten noch auf einem Tierfriedhof, sondern in der Wohnung.

Daraufhin war ich neugierig, welche Alternativen es in Deutschland zum Gartengrab gibt, zumal ja nicht alle Menschen einen eigenen Garten haben. Der Eintrag zum Stichwort „Tierkrematorium“ (Tierkrematorien in Deutschland) bei Wikipedia ist sehr ausführlich und beschreibt u.a. die verwendete Technik und die Abläufe. Es soll aktuell zwischen 20 und 30 in Deutschland geben, das erste wurde in den 1990er Jahren in München eröffnet. Unterschiede zur menschlichen Einäscherung: Es gibt Sammeleinäscherungen mehrerer Tiere, wonach die Asche im Allgemeinen verstreut wird, und bei einer Einzelkremierung darf der Tierbesitzer die Asche direkt in Empfang und mit nach Hause mitnehmen. Außerdem heißt es bei Wikipedia, knapp 90 % der Heimtiere würden entweder zur Entsorgung in eine Tierkörperbeseitigungsanlage (welch schönes Bürokratiedeutsch!) gegeben oder im Garten vergraben.

Außerdem gibt es natürlich Tierfriedhöfe und an bisher sehr wenigen Orten wie z. B. Essen die Option, dass Mensch und Tier in getrennten Urnen in einer Grabstätte vereint werden. Einer der älteren Tierfriedhöfe ist der Cimetière des chiens bei Paris (gegründet 1899), den ich für meinen nächsten Parisbesuch irgendwann in unbekannter Zukunft auf die „What to do and what to see“-Liste gesetzt habe. Obwohl er „Hundefriedhof“ heißt, sind hier auch andere Tiere bestattet worden, unter anderem Pferde.

Abschied vom Pferd. Kein Platz auf dem Tierfriedhof?

A propos PFERD. Eine Aussage in einem Fernsehbeitrag zur Eröffnung des ersten Tierfriedhofs in Wien 2011 machte mich stutzig. Für ‚Nutztiere‘ wie Pferde oder Kühe sei hier aber kein Platz, sagte der Leiter des Friedhofs. Ein Pferd – nur ein Nutztier ? (Natürlich ist die Bezeichnung „Nutztier“ generell problematisch, je nach dem, welche Perspektive man einnimmt, aber das ist an dieser Stelle nicht mein Thema.)

Die Vorstellung, dass ein Pferd, mit dem ein Reiter oder eine Reiterin über Jahre durch dick und dünn gegangen ist, am Schluss alternativlos mit Schlachtabfällen vermischt zu Dünger (Knochenmehl) oder Biodiesel (Tierfett) verarbeitet würde, hat mich irgendwie schockiert. Über kaum ein anderes Tier gibt es eine so umfangreiche Literatur wie über das Pferd, auch über die Zielgruppe europäische/westliche Teenager-Mädchen. Man denke an das später mehrmals verfilmte Buch „Black Beauty“ (England 1877) oder an die Serie „Fury“ (USA, 1950er Jahre), die auch auf einem Roman beruhte. Und war die Tierkörperbeseitigungsanstalt auch das Ende der Stute Halla, der deutschen Olympia-Siegerin im Springen von 1956 (Stockholm; der Reiter war Günter Winkler, der aber wegen einer Verletzung so wenig reiterlichen Einfluss nehmen konnte, dass Halla der Sieg praktisch alleine gebührt…)?

In dem Beitrag Adieu, mein Freund: Der schwere Abschied vom Pferd von Martin Haller vom Juli 2020 habe ich zum Glück einige Antworten gefunden. Er schreibt, dass die Einäscherung von „Equiden“, also Pferden, Ponys, Eseln und Zebras, in Deutschland bis vor kurzem verboten war. Manche Pferdebesitzer nahmen den Weg über Holland oder die Schweiz. In Österreich war die Kremation nicht verboten, aber es gab keine Verbrennungsanlagen, die groß genug waren. Erst 2016 (!) gab es in Deutschland eine Gesetzesänderung, die seit 2017 die Einäscherung von Pferden erlaubt. Im Oktober 2017 wurde in Schwäbisch Hall das erste Pferdekrematorium in Deutschland eröffnet, das seit 2019 auch eine Filiale bei Verden hat. Für die Einäscherung eines Pferdes, das man eben nicht im Garten oder auf eigenem Land begraben darf, muss man mit Kosten von ca. 2.000,– bis 3.000,– Euro rechnen. Auch die Asche eines Pferdes kann man mit nach Hause nehmen, aber man sollte es sich gut überlegen, denn es sind zwischen 20 und 30 Kilo.

Canada: Zurück zur Natur

Heute berichtete ich der Tochter einer anderen Freundin über meine Recherchen zum Abschied von Pferden. Sie besitzt seit über 10 Jahren ein Pferd, das inzwischen bereits 24 Jahre alt ist, und war daher ziemlich interessiert an den Optionen. Mir erzählte sie im Gegenzug von einem Praktikum, dass sie auf einem Reiterhof in Alberta / Kanada gemacht hatte. Dort gibt man die verstorbenen Pferde „der Natur zurück“. Die Leiterin des Hofes und deren Nachbar, der Rinderwirtschaft betreibt, haben im Wald ein Gelände bestimmt, wo sie die Kadaver ablegen, und der „Natur“, also Aasfressern wie Kojoten und so weiter, überlassen. Und tatsächlich, es ist erlaubt und in der DISPOSAL OF DEAD ANIMALS REGULATION von Alberta (Seite 9) geregelt. Voraussetzung ist, dass das Tier keine ansteckende Krankheit hatte, nicht eingeschläfert wurde, dass Grund und Boden dem Besitzer gehören und bestimmte Abstände zu Gewässern, Häusern Straßen, öffentlichen Orten etc. eingehalten werden. Klar, dass das nur in dünn besiedelten Gegenden möglich ist. In Ontario, auch Kanada, ist es zum Beispiel nicht erlaubt.

Ein Gedanke zu „Fortsetzung Tiere: Von Meerschweinchen und Pferden“

  1. Von dem Friedhof für Tiere in Wien habe ich auch schon gehört. Viele Leute besitzen keinen Garten, in dem sie ihren Hund oder ihre Katze begraben können. Für die ist so ein Tierfriedhof schon eine schöne Sache, auch wenn er für Pferde nicht unbedingt geeignet ist.

    Bei meiner Recherche bin ich auf die Website des Friedhofes gestoßen: https://www.wtk.at/angebot/

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