Zum Inhalt springen

Tierfriedhof Helsinki. Viel Schnee im April

Etwa 3000 Hunde, Katzen und andere Kleintiere sollen auf dem Tierfriedhof in der finnischen Hauptstadt bestattet worden sein. Der übersichtliche Begräbnisplatz liegt in einem großen Park im Norden der Stadt, dem Keskuspuisto (Zentralpark) in Metsäläntien. Auch wenn er nicht ausgeschildert ist, ist er mit Google-Maps gut zu finden und mit dem Bus 63 bis „Posti 2“ gut zu erreichen. „Posti“ klingt niedlich, bezeichnet aber wohl das Briefverteilzentrum, denn es stiegen an dieser Haltestelle viele ArbeiterInnen ein und aus. Das finnische Wort für Tierfriedhof ist schwieriger: eläinten hautausmaalla. Von der Posti 2-Bushaltestelle führt der Weg rund 10 Minuten durch den Park / Wald. Anfang April war alles verschneit und die Grabstellen lagen unter einer fast unberührten Decke von Neuschnee, aus der vor allem unzählige dunkle Laternen ragten. Das Gelände durcheinen niedrigen Maschendrahtzaun vom Park abgegrenzt, aber das Tor stand offen.

Eingang zum Tierfriedhof in Helsinki (April 2022)

Auch am Eingang war kein Schild und ich denke, es gibt keine fixen Öffnungszeiten. Von einer nahen Straße drang der Lärm der Autos und LKWs herüber und es kamen auch immer wieder Menschen vorbei, die zielstrebig ihren Weg verfolgten und den Tierfriedhof nicht beachteten. Unter allem dem beinah unberührten Schnee war die Anordnung der Gräber kaum zu erkennen, und erst dachte ich, ich wäre völlig umsonst gekommen, aber bei näherem Hinschauen waren doch ein paar Grabsteine zu entdecken, deren Aufschriften zum Teil lesbar waren (ohne Finnischkenntnisse allerdings nicht verständlich…) und einige Dekorationsobjekte, die keine Laternen waren.

Auf den ersten Blick ist nicht viel zu sehen….

Dieser Friedhof wird von der Helsinki Animal Welfare Society (HESY) verwaltet und betreut. In einem Zeitungsartikel von 2018 heißt es, er sei etwas verwildert und werde nur ab und zu von ehrenamtlichen Helfern aufgeräumt, aber unter der Neuschneedecke sah natürlich alles sehr ordentlich aus.

Einen ersten Tierfriedhof für die Bürger Helsinkis und ihre Tiere soll es bereits 1927 im Stadtteil Ruskeasuo, etwas näher zum Zentrum, gegeben haben. Von dort wurden die Gräber 1947 an den aktuellen Standort umgebettet.

Nicht alles lag unter Schnee

Grabschmuck – vor allem Laternen

Was in Warschau die bunten Windräder waren, sind hier offensichtlich die Laternen. Es scheint, dass zur Weihnachtszeit viele Menschen hierherkomen, um ihrer Haustiere zu gedenken und Kerzen anzünden, was bestimmt sehr schön aussieht. Im Winter ist die Brandgefahr ja wohl nicht so groß.

Neben Hunden und Katzen gibt es Gräber für Kleintiere (Mäuse, Ratten, Kaninchen), mindestens eine Schildkröte (selbst gesehen) und auch Pferde wurden hier bestattet, aber sie müssen wegen ihrer Größe kremiert werden. Das Höchstgewicht eines Haustieres, das in einem Einzelgrab ohne Einäscherung beigesetzt werden kann, liegt bei 23 Kilogramm. (Seit Sommer 2022 gilt, dass nur ganz kleine Tiere eine Erdbestattung bekommen können, sonst gibt es nur noch Einäscherungen.)

Auch wenn man es wegen des Schnees nicht sehen konnte, so ist der Friedhof anscheinend schon fast voll belegt. Eine Grabstelle kostete 2018 160 Euro für 10 Jahre. Die Eigentümer sind aufgefordert, das Grab mit einem Namen bzw. dem Namen des Tieres zu kennzeichnen, und heute sind die Grabsteine auf die Größe eines DIN A4-Blattes beschränkt. Viele kreieren ihren eigenen Stein.

Handgeschriebene Erinnerung an Kassu

Eines der ältesten Gräber hier dürfte das von Pörri sein, einem Hund der finnischen Armee. Das Lettering auf der Grabplatte ist sehr schön, aber um so irritierender das Hakenkreuz… Auch der Hund des ehemaligen finnischen Staatspräsidenten Paasikivi (1946-1956) soll hier liegen, aber ich habe ihn nicht gefunden.

Es gibt auf dem Tierfriedhof in Helsinki auch ein Denkmal für Tiere, die durch Tierversuche gestorben sind.

Eläinkokeiden Viattomille Uhreille = für die unschuldigen Opfer von Tierversuchen

Zusammen mit dem „Grab“ für eine Biene in Paris und dem Denkmal für misshandelte Tiere auf dem Friedhof am Wisenberg in der Schweiz, zeigt das, dass diese Orte über die Erinnerung an individuelle Mensch-Tier-Beziehungen hinaus auch eine erweiterete Funktion haben und auf globale ökologische und gesellschaftliche Probleme hinweisen können.

Einer der älteren Grabsteine (1958-1971). Tier unbekannt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert